Resonanzen - Das tut weh! Der erste Artikel in einer Nicht-BDSM-Zeitung
22. Juli 2003 - CSD Stuttgart - Auftritt im Maxx
Leid und Lust des Sklaven Axel
Über Schmerzen lachen? Axel Tüting macht das. Und er lässt andere gleich mit lachen. Im Stuttgarter MaxX-Kino immerhin 200 Leute, die sich das SM-Kabarett des Hannoveraners zum Christopher Street Day ansahen.
Tütings Geschichten sind aus dem Sado-Masochistischen Alltag. Und es ist nicht nur das, was er sagt, sondern vor allem wie er es tut, was den Abend so gelungen macht. Der große, kräftige Kerl mit dem kahlen Schädel geht in jeder seiner vielen Rollen auf, die er spielt.
Er bricht das Eis für die SM-Subkultur und zeigt, dass es sehr wohl möglich ist über die Rollenverhältnisse und Klischees zu lachen - auch über das eigene Outing. "Als ich zum ersten Mal in eine SM-Gruppe kam, saßen die in einer Kneipe. Und zwar alle auf Stühlen. Nicht nur ein paar, während der Rest auf dem Boden knien musste. Das war schon eine Überraschung."
Nebenbei rollt er die Geschichte der SM-Bewegung auf, über die Bibel ( "Beim Schlagen immer die andere Wange hinhalten"), über Rousseau bis hin zum Kinderlied. "Alle meine Entchen" ist für Tüting ein klassischer SM-Song: "Schwänzchen in die Höh' - aber erst wenn das Köpfchen unter Wasser ist". Ja, und dann ist da noch für den Anfänger das Dilemma mit den Abkürzungen und Kontaktanzeigen! Dass mit TV ein Transvestit und nicht etwa ein gebrauchter Schwarz-Weiß-Fernseher gemeint ist, muss der SM-Nachwuchs auch erst mal wissen.
Wenn auch nicht jeder Schuss bei Tüting ins Schwarze geht, so sind die übrigen Treffer auf jeden Fall tödlich für das Zwerchfell, wie die Liste der gebräuchlichen SM-Spielzeuge, die man in jedem gängigen Supermarkt findet. Denn Tischdeckenbeschwerer eignen sich eben nicht nur für Möbel...
Aber der ehemalige Pantomime kann auch anders. Ein Teil seiner Rollen ist bitter bis tragisch. Denn auch diese Seite gehört zu SM. Während die Zuschauer auf eine Pointe warten, stellt sich langsam die Gewissheit ein, dass das Lachen im Hals stecken bleiben wird. Zwischendurch liest er Gedichte, die fast zärtlich die Sehnsucht nach dem körperlichen Liebesschmerz beschreiben oder die ohnmächtige Verzweiflung der totalen Hingabe. Seine Gesten und Worte gehen so unter die Haut, dass die beschriebene SM-Welt plötzlich seltsam vertraut erscheint. Die Gefühle kennt jeder, nur die Spielart ist eine andere. Damit schlägt Tüting eine Brücke.
Das zweistündige Programm ist eine irre Achterbahnfahrt durch Lust, Liebe, Tränen und Lachen. Und bei all diesen Emotionen, die Tüting in ihrer ganzes Exzessivität beschreibt zeigt er, was in jedem einzelnen Beispiel immer dahinter steht - nur ein Mensch.
3. August 2002 - 4. schwul lesbisches Sommerfest Bonn
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Wie ihr hoffentlich alle mitbekommen habt, ist unter anderem auch Axel Tüting aufgetreten. Leider haben wir vom Stand nur den Anfang von seinem Auftritt mitbekommen können, weil er einen Ansturm von Leuten an unserem Stand ausgelöst hat.
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Eva von SMart Bonn e.V.
20. April 2002 - Offenbacher Stammtisch
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Der Offenbacher Stammtisch hatte zu einer Vorführung von Axel Tüting geladen und der Ansturm auf die Karten war enorm.
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Dann kam also endlich (...) Axel Tüting und legte eine grandiose Vorstellung ab, die sich gewaschen hatte. Man merkte, dass Axel Tüting seine Wurzeln im Pantomimespiel hat. Seine Gesichtsausdrücke und Stimmungswechsel, während des Auftritts, sind wohl kaum zu übertreffen.
Zwischen unendlich vielen Pointen und Lachkrämpfen im Publikum, wurden auch immer wieder ernstere Themen eingestreut, welche uns (hoffentlich) alle auch etwas zum Nachdenken gebracht haben.
Wie war das noch gleich mit dem Sub der sich für seine Domme alle(!) Zähne hat ziehen lassen???
DAS IST EIN TABU- DARÜBER SPRICHT MAN NICHT!
Ich könnte hier nun noch einige seiner Pointen von "Köpfchen unters Wasser- Schwänzchen in die Höh", bis hin zu der "Kontaktanzeige" aufzählen. Werde ich aber nicht tun, da die Gefahr zu gross ist, etwas zu vergessen
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Fivolino
7. und 14. April 2002 in Düsseldorf - SMart Rhein Ruhr
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Wir sahen, hörten und genossen einen SMer, der weiß, wovon er spricht und was er kabarettistisch aufspiesst. Mit einer augenzwinkernden Ironie, die nie verletzt und mit einer Ernsthaftigkeit, die auch zur Selbstkritik herausfordert. Axel vermochte es, Wort und Körpersprache hervorragend miteinander zu verbinden; seine pantomimischen Fähigkeiten sind ein Genuss.
Wer kennt nicht den Frust der Kontaktanzeigensuche oder den Monolog von Wichtigtuern mit 50 Jahren Erfahrung im Hardcore-SM ? Wer kennt ihn nicht, den immer starken, unbeirrbaren (besser: unbelehrbaren) Top ... und wer würde mit dem ergebenen, völlig tabulosen Sklaven tauschen wollen, der sich den Nachwuchs-Dominas als Versuchs-Subjekt zur Verfügung stellt - natürlich nur, damit diese ihre berufliche Befähigung vor der zuständigen Prüfungskommission der IHK (oder war es die Handwerks-Kammer?) nachweisen können ?
Nach einer Woge der Heiterkeit vermag Axel seine nachdenklichen Botschaften besonders eingängig zu präsentieren: er stellt nicht nur ironisch Überzeichnetes, sondern in beeindruckender Weise auch Hoffnungen, positive Erfahrungen und tiefe Glücksgefühle dar, genauso wie Grenzverletzungen und Angst. Besonders gekonnt: seine mehrfache, spontane Kommunikation mit den Zuschauern.
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8. Dezember 2001 in Dortmund - Stammtisch BDSM-NRW
Der Ruf eilte ihm voraus ... alle waren gespannt ... und der Mann ist sein Geld wirklich wert. Axel hat uns ein Kabarett präsentiert, dass sowohl zum herzhaften Lachen animierte als auch zum Nachdenken anregte. Ob Top oder Sub, SMler oder nicht ... alle, die da waren, haben seine Aufführung sehr genossen und der/die ein oder andere wird sicher bei der nächsten Gelegenheit mit Spannung verfolgen, ob Sklave Axel inzwischen bei den Herrinnen Erfolg hatte.
Stimmen vom BDSM-NRW:
"...und das Programm von Axel war einfach klasse - weil es nämlich nicht nur furchtbar zum Lachen reizt sondern eben auch hin und wieder doch zum Nachdenken bringt."
^_Isis_^ aka Sabine
"...Und das Programm von Axel, ließ auch keine Wünsche offen. Teils tränentreibend lustig, andererseits auch sehr sehr ernst und zum Nachdenken anregend. Eben gutes Kabarett... "
Matthias
"... Soooo und dann noch ein riesen Dankeschön und nen Megaapplaus an Axel ... die Aufführung war super klasse, witzig, satyrisch und auch zum Nachdenken anregend *hatte zwischendurch ne Träne im Auge* Inzwischen denke ich, dass sich diese Veranstaltung besonders "Nicht-SMler" anschauen sollten, damit sie mal in sich gehen und über ihre Vorurteile nachdenken..."
DaisyGT aka Anke
23. November 2001 - Libertine Wien
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Im zweiten Teil der "langen Nacht" verzauberte Axel Tüting sein Publikum mit seinem SM-erotischen Theater-Kabarett. Der todernste, peitschenfuchtelnde Supertop, der nervöse Anfänger - der froh ist, am Infotelefon einer SM-Gruppe (noch) niemanden zu erreichen - sowie viele andere Figuren und Szenen stellten die Lachmuskeln des Pubikums auf eine harte Probe
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Stimmen zum Auftritt am 30.12.2000 im SMC
Für alle die diesem Auftritt beigewohnt haben, war es ein Erlebnis! SM-Kabarett vom Feinsten!!!!!
Irma und Jo
Wie aus dem richtigen "SM"-Leben! Viele Geschichten haben den "AHA"-Lacher gebracht, oder den "AHA"-Nachdenker. DANKE!!
Jürgen
Sehr gut, sehr erfrischend, bisweilen sehr zum Nachdenken geeignet, absolut hörens- und sehenswert, auch einem "Superdom" sehr zu empfehlen!!
Ralf und Petra
Ein Top-Erlebnis, aber auch sub(p)er Unterhaltung. Der lange Anreiseweg war jeden Kilometer wert. Der Auftritt war wirklich ein Erlebnis. Danke...Anke äh Axel!!!
Ingo und Juli
Wie aus dem wahren Leben. Aus der Praxis für die Praxis.
Kurt und Roswitha
Lustschmerz Rückblick zur Premiere im Oktober 2000
Axel Tüting, Sadomasochist und langjähriger Pantomime lud zur Premiere seines 1.SM Kabaretts "Das tut weh" und wir machten uns natürlich gespannt auf den Weg in die ländliche Umgebung von Celle.
Bereits der Rahmen war vielversprechend skurill, - Kunst im ehemaligen Stalltrakt eines alten Fachwerkhofes, abgewetzte Perserteppiche auf Steinboden, schwere Stahlgitter neben Bar und Omas altem Sofa, - ein gediegenes Ambiente für zwei Stunden Satire über Lust und Last SMiger Obsessionen.
Polterte Axel zu Beginn noch als eisenharter "Super-Dom", der erstmal allen sagte, wo der Hammer hängt "DAS ist SM! Da will man doch gar nicht mehr pervers sein, wenn einer so ist wie Du!", so nahm der Abend schnell humorvolle Wendungen.
Ob es um "Nachbesserungsgarantien für Striemen aus dem Dominastudio" ging, oder die "Continentalen Gummiwerke Hannover als Mekka für Fetischfreunde", der Künstler nahm unterhalsam Irrwege bizarrer Leidenschaften auf's Korn. Schlagkräftige Bibelzitate wurden ebenso gefunden, wie die Einsicht, daß "Melitta-Mikroporen-Klarsichtfolie einfach nicht für Atemreduktionsspiele taugt".
Mit scharfer, aber nie beleidigender Zunge persiflierte er Szene und Szeneklischees, überlegte mit "Teddy eine Sklavengewerkschaft zu gründen" und fragte provokant, ab wieviel Grad Homosexualität denn wohl ansteckend ist, wenn sie denn "heilbar" sei.
Den größten und beeindruckensten Teil, nahm allerdings der Mann der leisen Töne ein. Axel Tüting spielte sensibel mit Emotionen, konfrontierte mit intensiven Sprechtexten, Gedichten und einem kleinen, gitarrebegleiteten Liebeslied. Ob "Absturz", "Kontaktanzeige" oder "Meine Sklavin", - es gab viele Sequenzen deren Stärke in Verletzbarkeit und entblösstem Empfinden lagen, die Grenzverletzungen und Tabus berührten.
Stimmgewaltig, gerade im Leisen, stets präsent in Mimik und Gestik, so zeigte sich der Kabarettist, der seine künstlerischen Wurzeln als langjähriger, erfolgreicher Pantomime hat. Da war es leicht verzeihlich, daß man sich manche Pointe vielleicht einen Kick klarer gewünscht und den kurzen Ausflug ins Politische nicht vermisst hätte.
Axel Tüting überzeugte, in dem er über Dinge spricht, die unaussprechlich scheinen - "In mir kommt Sehnsucht auf, meine Wollust zu befriedigen". Seine Reise in laszive, perverse Träume, "un-verschämt" erzählt und den Zuschauern mit großem Respekt dargeboten... sie sind der Spiegel unserer eigenen Träume, den man nach intensiven zwei Stunden mit nach Hause nimmt, wirken lässt und der einen dann vielleicht verstehen lässt, "daß manchmal weint, wem es schrecklich gut ergeht"...
(Andrea im Oktober 2000).